Die Uhubande - Entstehung
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Die Entstehung der Uhubande

Unruhe und Parolen

Vor etwa zwei Jahren (etwa im Sommer 2005) fing diese Unruhe an: wann man denn wieder mal ein Hörspiel machen würde. Das letzte läge ja jetzt auch schon eine Weile zurück und überhaupt müsse man doch mal ein Projekt in Angriff nehmen. Also dieses Hörspiel. Und der Inhalt?

Eine Wir-sind-jung-und-spielen-in-unserer-Freizeit-Detektiv-Bande musste es schon sein, mit denen haben wir auch etwas Erfahrung durch die Hörspielserien unserer Kindheit und schließlich haben wir über die Recherchen von Justus Jonas und seinen beiden Partnern ("Wir übernehmen jeden Fall") schon Hörspiele gemacht. Mehr Infos dazu gibt's hier.

Die Uhubande stellte ein neue Herausforderung dar: Wir wollten unsere eigene Bande, und deshalb sollte, wie am Tresen formuliert wurde, "endlich alles selbst gemacht werden, jawohl": Stimmen, Technik, Geräusche, Musik, Skript. "Nicht immer nur ins gemachte Nest hocken, auch mal auf eigenen Beinen stehen."

Dieser Anspruch und die Länge des Manuskripts machte die Uhubande viel aufwendiger als die vorherigen Hörspiele - eine unangenehme Überraschung. Von jedem kommenden Hörspiel wird deshalb schon jetzt gefordert, dass "es wieder kürzer werden muss, jawohl. Wir können uns doch nicht zu Tode schuften."

Das Rezept für die Uhubande

Das Rezept für die Uhubande enthält einige Zutaten: Von einem halbwegs überzeugenden Manuskript und der Technik abgesehen (gute Anlage, gute Mikros, gutes Computerprogramm, neuer Arbeitsspeicher und jemand, der alles bedienen kann) brauchten wir einen geeigneten Aufnahmeraum. In dem musste genügend Platz sein für einen Tisch, auf den man hauen, Stühle, mit denen man knarren und eine Tür, die man zuschlagen kann. Allerlei sonstige Gegenstände und Gerümpel, mit denen man ein Geräusch erzeugen konnte ("Mit der alten Waage müssen wir aber vorsichtig sein"), waren auch nicht fehl am Platz: beim Hörspiel währt alles, was leise ist, nicht lange.

Unverzichtbar für die Uhubande waren Freunde und Bekannte, die als Sprecher Zeit für die Aufnahme(n) fanden und Spaß dabei hatten; Meistertrainer Udo Lattek hätte am Ende sagen können: "Ich kenne das Umfeld sehr gut: Bei dem Team stimmt die Chemie, das merkt man." Um Aufnahmen mit vielen Sprechern zu koordinieren (es waren insgesamt 21 aktiv), brauchte es zudem etwas Disziplin und Zuverlässigkeit bei den Teilnehmern ("Kommt Jörg?") wie auch Organisationstalent bei den Machern im Hintergrund (was immer man sich darunter vorstellen mag). Gute Beziehungen zu Meister Hora können auch nicht schaden.

Verlust für die Zeitsparkasse

Denjenigen, denen das Hörspiel nicht gefällt, kann man danach natürlich immer noch sagen: es hätte uns mehr Mühe gemacht, das Hörspiel nicht aufzunehmen. Wahr ist aber: die Uhubande hat sehr viel Zeit gekostet, die wir jetzt nicht mehr auf die Zeitsparkasse bringen können. Das fängt beim Skript an: Alles, was bei der Aufnahme gesprochen wurde, musste in der Regel vorher zunächst aufgeschrieben werden und noch einiges mehr, wenn man versucht, den Sprechern das Leben so einfach wie möglich zu machen.

Dem Hörspiel in seiner endgültigen Fassung entsprechen etwa 80 Seiten Skript. Schön wäre es gewesen, das Skript in einer schlaflosen Gewitternacht zu schreiben, ohne die Feder abzusetzen (mit einer magischen Tinte), einfach alles am Stück; morgens reißt man dann die Fenster auf und ruft über den Marktplatz: "Es ist ein Meisterwerk geworden!". Tatsächlich hat die Arbeit am Skript im Sommer 2006 begonnen und sie hat bis zu den Aufnahmen im April 2007 angedauert, nur um dann mit den Neuaufnahmen im Herbst 2007 und dem Schnitt, Schliff und Postschliff weiterzugehen.

Der Fehler mit der Fehlerliste

Als das Manuskript im Großen und Ganzen stand, ging es an die heiße Phase der Umsetzung: Bevor wir mit den Aufnahmen beginnen konnten, mussten einige wichtige Fragen geklärt werden: Wer spricht welche Rolle? Wer hat überhaupt Zeit und Lust? Steht die Technik? Hat jemand außer dem Autor den Text gelesen? Wird nach oder vor der Aufnahme gegrillt? Und wird dann überhaupt noch aufgenommen?

Kam es dann endlich zur Aufnahme ("Kommt Jörg?"), konnte das Arbeitstempo je nach Besetzung und Uhrzeit stark variieren. Gute Tradition hatte das Führen einer "Fehlerliste", die anzeigen sollte, wer am häufigsten die Aufnahme bremst. In der wurden dann aber nicht nur Versprecher, sondern alle möglichen (gerne auch spontan erfundenen) Fehler vermerkt, z.B. Technikfehler (Aufnahmetaste wurde nicht gedrückt) und Atemfehler (ins Mikro geatmet während der Aufnahme), aber auch der exotische Korrigier-Korrigier-Fehler (ein Fehler im Manuskript wird falsch korrigiert).

Natürlich entpuppte sich die Fehlerliste - wie bei den vorherigen Hörspielen - schnell selbst als Hindernis für ein flüssiges Arbeitstempo. Sie wurde wie gewohnt unregelmäßig und willkürlich geführt und bei der Auswertung herrschte Uneinigkeit und Missgunst ("Du hast mehr Striche." - "Dafür hab' ich auch mehr Text.").

Sisyphos: Alles richtig gemacht

Als die Sprecher nach Hause gegangen waren (Ende April 2007), wohlmöglich noch mit dem Gefühl, gute Arbeit geleistet zu haben, fing die Arbeit dann erst richtig an: auf das Schreiben, Organisieren und Aufnehmen der Uhubande folgte jetzt der Schnitt: es brachen graue Stunden an. Sisyphos hat seine Entscheidung, beim Schnitt nicht mitzuarbeiten, jedenfalls nie bereut ("Hier am Berg ist die Luft doch viel frischer als bei euch im Aufnahmekeller").

Vereinfacht hieß Schnitt: alle unnötigen Pausen wurden getilgt und alle Aufnahmesequenzen in die richtige Reihenfolge gebracht, hunderte Hintergrundgeräusche mussten einzeln aufgenommen ("Kann ich die Tasse auf den Boden werfen?") und die Musik komponiert und eingespielt werden. Und alles musste miteinander in Beziehung gesetzt werden. War man bei der Aufnahme nachlässig gewesen, musste man jetzt dafür büßen, zu den schlechten Aufnahmen ("Haben wir das noch mal aufgenommen?") gesellten sich vermisste Aufnahmen ("Bist du dir sicher, dass wir das aufgenommen haben?"). Und ständig drohte die Technik zu streiken ("Das Kratzen ist wieder da - ich starte mal neu").

Zuweilen bestellte man bei Korrekturen im Skript nachträglich wieder einzelne Sprecher ein ("Kommt Jörg?") oder nahm alte Sequenzen neu auf. Durchschnittlich kommen auf eine fertige Minute Hörspiel allein beim Schnitt etwa 60 Minuten Arbeit, ganz schön beeindruckend (oder haben wir uns einfach zu dumm angestellt?).

Ziel in Sicht

Das Ende des Schnitts wirkte schließlich befreiend ("Wir leben noch!"): Hatten wir nach den Aufnahmen bereits ein gutes Gefühl gehabt, glaubten wir nach dem Schnitt, aus Dreck Gold gemacht zu haben. Langsam stieg die Vorfreude auf das fertige Produkt ("Es wird ein Meisterwerk!"), doch Vorsicht: Es fehlte ja noch der Schliff, in dem die Szenen aneinandergefügt und der Ton für jeden Redebeitrag und jedes Geräusch angepasst werden musste. Und auf das Panorama konnte man sich jetzt auch einmal achten ("Bist du links oder rechts?").

Dann stand der Premiereabend endlich vor der Tür. Von langer Hand geplant ("Jörg kommt!"), verschoben und wieder angesetzt, konnte die Uhubande am 17. November 2007 endlich Sprechern und Freunden vorgeführt werden. Bei gemütlichem Kerzenschein horchte man angespannt auf jede Regung im Publikum. Hatte man den Gästen vorher zu viel versprochen ("Das wird der beste Abend deines Lebens") und drohte sie jetzt ordentlich zu langweilen ("Ich spule mal zu den guten Stellen")?

Nach dem Premiereabend ging es sofort zurück in den Keller, um im Postschliff letzte Anregungen und Kritik der Premierengäste zu beseitigen. Da die Arbeit nun überschaubar wurde, konnte man sich etwas kleinlicher geben ("Der Regen im Hintergrund ist mir eine Spur zu laut"). Arbeit blieb jedoch genug, denn mit der Homepage hatte sich bereits ein neues Betätigungsfeld ergeben. Und die Homepage braucht auch Material, da kann man doch auch was schreiben, vielleicht irgendwas über die Entstehung der Uhubande. Das kann man wirklich. Jedenfalls habe ich immer noch das Gefühl, dass man beim Hörspiel mit wenig Mitteln viel machen kann. Man muss sich nur Zeit nehmen.

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